Essbare Wildpflanzen Europas

Eva-Maria Dreyer
Essbare Wildpflanzen Europas
1500 Arten
408 Seiten, Nikol, Sonderausgabe Hamburg 2020, ISBN 978-3-86820-577-0

Für Profis vorm Kamin

Wie kommt dieser Verlag zu seinen Produktpreisen? Wie können dicke Nachschlagewerke mit festem Einband (insgesamt ~ 1300 Gramm) neu billiger sein als manches Taschenbuch? Der Käufer freut sich natürlich …
Foto- und Druckqualität sind auf der Höhe der Zeit. Nirgendwo Grund zur Kritik.
1500 ist einerseits eine beeindruckende Zahl. Andererseits bleibt bei der Aufteilung von 1500 Arten auf die Seiten für jede Art nur etwa eine Viertelseite. Und selbst damit sind nicht alle essbaren Wildpflanzen Europas erfasst.
Das Buch eignet sich weniger für Einsteiger. Als Bestimmungsbuch schon gar nicht. Ein zufällig am Wegesrand stehendes Pflänzchen wird man kaum in angemessener Zeit auf hunderten Seiten mit alphabetischen Auflistung finden. Zumal einige Beschreibungen ohne Abbildung daherkommen. Bestimmtes Wissen wird somit vorausgesetzt.
Das Buch lohnt sich als Lektüre für Fortgeschrittene in deren ruhigen Stunden. Zum Blättern vorm Kamin beispielsweise. Für solche Zwecke erhält man hier überdurchschnittlich viel für sein Geld. Man kann seine Kenntnisse überprüfen und erweitern.
Auch eng verwandte Pflanzen wie beispielsweise 23 Klee- und 5 Steinklee-Arten werden einzeln beschrieben, zusätzlich 2 Schneckenklees sowie Horn- und Bockshorn- und Wundklee. Das fasziniert den Profi, der Laie ist jedoch überfordert. Wer hätte schon in diesem Buch 17 Weidenröschen-Arten erwartet?
Etwas problematisch erscheint die Einteilung in essbar (Seiten 24-355) und giftig (Seiten 356-391). Da sind Übergange fließend. Manche hier essbare Pflanze (Rainfarn, …) bezeichnen andere Autoren als toxisch. Manche hier giftige Pflanze (Kalmus, …) wird bis heute für bestimmte Lebens- und Genussmittelprodukte verwendet. Ein paar Bemerkungen zu diesen fließenden Übergängen stehen in der Einleitung. Vielleicht wäre zwischen essbar und giftig trotzdem noch eine dritte Rubrik “mit Vorsicht zu genießen” sinnvoll gewesen.
Auch die Einbeziehung eingeführter Kulturpflanzen anderer Kontinente in die essbaren Wildpflanzen Europas wird etwas willkürlich gehandhabt.
Über die Autorin ist im Buch wenig zu erfahren. Das Internet bezeichnet sie als promovierte Biologin. Auf alle Fälle ist sie fleißig und kompetent.